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Testen bringt "eine gewisse Sicherheit"
DRK-Helfer sind am Osterwochenende im Testzentrum in der Albert-Schweitzer-Turnhalle im Einsatz
Großkampftag in der Albert-Schweitzer-Turnhalle für die Helfer des DRK-Ortsvereins: Bis in die Abendstunden hinein kämpfen sich der stellvertretende Bereitschaftsleiter Jens Herbert und elf weitere ehrenamtliche Helfer des DRK-Ortsvereins durch Namenslisten, testen, erfassen, sprechen beruhigende Worte, lachen auch mal zwischendurch und erweisen sich als Improvisationskünstler.
Eine ganze Stange Arbeit wartet auf die DRK-Helfer. 234 Personen wollen coronagetestet ins Osterwochenende starten, bekommen Besuch und möchten die aktuell größtmögliche Gewissheit haben.
Ostern beginnt für Raphaela aus Rudersberg beim Verlassen der Turnhalle. „Mein Mann wurde gestern positiv getestet, das heißt für uns, sofort nachschauen, dass wir nichts haben." Geduldig wischt sie ihre laufende Nase ab, auch ein paar verdrückte Tränchen sind schnell vergessen: „Das Testenlassen wird sicher nicht mein Hobby, aber es muss sein und es geht ja schnell." Beim Arzt hätte sie erst für Sonntag einen Termin vereinbaren können, doch so lange wollte sie nicht warten. „Hier hat ein Anruf bei der Hotline gereicht und uns wurde gesagt, dass wir hier noch spontan kommen können."
Von 270 angemeldeten Personen haben rund 20 kurzfristig storniert
Der dafür nötige Zeitpuffer seitens der Organisatoren wird bestätigt von Jens Herbert, dem stellvertretenden Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins. Die von der Stadt angesetzten sechs Minuten pro Person könnten in der Regel unterschritten werden. Zudem hätten von den für Samstag angemeldeten 270 Personen rund 20 kurzfristig am Vormittag storniert. Kurzentschlossene würden aber auch bei voller Belegung getestet, müssten sich dann eben auf eine etwas längere Wartezeit einstellen.
Am Tag vor den Feiertagen geht es flott: Die Testwilligen laufen von der Anmeldung zum Testbereich mit vier Testkabinen. Auf dem Weg steht ein Tisch, hier darf jeder Testwillige in ein Taschentuch schnäuzen. „Schnodder nach vorn, das macht den Test effektiver", erläutert Jens Herbert salopp den Zwischenschritt – empfohlen werde er, um die Viruslast aus dem Rachen hervorzuholen. Danach werden die Hände desinfiziert, dann ist die Nase dran: Beim sogenannten „tiefen Nasenabstrich" stellen sich unterschiedliche Reaktionen ein. „Einige reagieren schon ziemlich wild", spricht eine DRK-Sanitäterin aus Schorndorf von ihren Erfahrungen, bittet aber darum, nicht namentlich in der Zeitung zitiert zu werden.
Sogar Erwachsene hätten bei ihr auf dem Stuhl schon angefangen, zu strampeln. Wofür sie vollstes Verständnis habe: „Wir müssen bis zu acht Zentimeter tief in die Nase rein und das Stäbchen zehnmal drehen, da gibt's Angenehmeres." Ihr Eindruck: „Kinder halten ruhiger und sind tapferer als die Erwachsenen", sagt sie grinsend. Natürlich sei Feingefühl gefragt, so wie beim erst zehnjährigen Owen. Sein Gesicht spricht Bände: Ihm ist nicht ganz wohl, als er den Kopf in den Nacken legen soll. „Er braucht mütterlichen Beistand", sagt seine Mutter Raphaela aus Rudersberg. Sie steht erst draußen, hat den Test hinter sich. Dann hält sie ihren Sohn bei Laune. „Isch bissle eklig, aber alles gut." Der Junge muss laut kichern, als das lange Stäbchen ihm die Nasenwand hochfährt und kitzelt. „Gut gmacht, du hast es gleich geschafft, alles gut", beruhigen Mutter und DRK-Frau abwechselnd.
Wie reagieren die Getesteten? „Da ist alles dabei, von dankbar bis hin zu fast beleidigend", sagt die DRK-Sanitäterin. Da braucht es manches Mal ein dickes Fell unter dem hauchdünnen weißen Schutzoverall. Unter dem sie sich übrigens „sehr sicher" vor einer Ansteckung fühle. Sie sagt, sie sei froh, im Testzentrum mithelfen zu können. „Ich habe mich freiwillig gemeldet, es gehört dazu, wenn man beim DRK ist, da mache ich einfach alles." Auf die „Menschlichkeit" komme es an, hat ihr Kollege Ben festgestellt. Er achte darauf, dass ihm sein Humor nicht abhandenkommt. „Wenn ich die Leute zum Lachen bringen kann, macht es mir mehr Spaß und auch die Leute sind entspannter und verziehen das Gesicht nicht so." Je unverkrampfter die Körperhaltung, desto angenehmer – das würde auch Marc Rayhle aus Schorndorf sofort unterschreiben, der bei Ben auf dem Stuhl Platz nimmt. Von dem sympathischen 21-jährigen DRK-Ehrenamtlichen ist bis auf die lachenden strahlenden Augen kaum etwas zu sehen.
Heuschnupfen fühlt sich ganz anders an
Weißer Schutz-Overall, Maske, Gesichtsvisier, Handschuhe. Das weiße Material des Overalls raschelt. „Guten Morgen, ist das Ihr erster Test?", fragt er den Testwilligen. Dieser bejaht. „Super, meiner auch", schlägt Ben heitere Töne an. Das Eis ist gebrochen. Die ganze Körperhaltung von Marc Rayhle spricht eine recht entspannte Sprache. Ob er Heuschnupfen habe, will Ben wissen. Wieder bejaht der Mann aus Schorndorf. „Bestens, dann wissen Sie ja schon Bescheid, das hier ist sehr ähnlich", weist Ben ihn darauf hin, dass jetzt gleich die Augen tränen könnten. Keine zehn Sekunden dauert es, dann entlässt er den Getesteten aus der Kabine. Marc Rayhle bedankt sich, zückt ein Taschentuch. Sein Heuschnupfen fühle sich ganz anders an. „Die Pollen merke ich eher am Niesen und kratzendem Hals, das hier hat kurz gebrannt, es war unangenehm, aber nicht schlimm", sagt er. Für Ostersonntag habe sich seine Mutter angekündigt, er will am Testen aber auch über Ostern hinaus festhalten: „Alles, was hilft, und sei es auch nur wenig, ist von Vorteil", sagt er.
Auch Familie Höfer aus Schorndorf lässt sich jede Woche testen. Ihnen bringe es „eine gewisse Sicherheit", sagen sie. „Wir haben fünf Kinder, in zwei verschiedenen Schulen und einem Kindergarten, da ist alles besser als nichts, auch wenn das Ergebnis nur zu 90 Prozent sicher ist." Warum sie sich vor Ostern nochmals in der Nase bohren lassen? „Wir sehen es ein Stück weit als unsere Pflicht, andere zu schützen vor einer eventuellen Verbreitung." Die regelmäßigen Tests seien schon zur Routine geworden. „Wir wissen ja nun, was uns erwartet, es kitzelt kurz, aber das lässt sich doch aushalten", sagt Judith Höfer. Ihr Mann Uli ergänzt: „Es gibt Angenehmeres, aber es nicht zu tun, weil es kurz stupft, wäre aus meiner Sicht falsch." Auch für die Kinder Johanne (12) und Sören (15), der in Prüfungsvorbereitungen für den Realschulabschluss steckt, hat die Situation ihren Schrecken verloren: „Wichtig ist, dass man entspannt weiteratmet, dann geht es", sagt Sören. Bei Schwester Johanne meldet sich nicht mal mehr die kitzelnde Nase. „Locker sitzen, das Nasenloch öffnen und nicht verkrampfen, so bekomme ich fast nichts mit."
- Seit dem 16. März testen Ehrenamtliche des DRK-Ortsvereins in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule zu folgenden Zeiten: Montag bis Mittwoch 9 bis 12 Uhr und 17 bis 20 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr sowie 17 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr.
- Von den 13 600 zu Beginn zur Verfügung stehenden Tests seien (Stand Samstagvormittag) rund 11 000 Tests noch übrig. Für Ostern wurden die Kapazitäten nach Auskunft des stellvertretenden Bereitschaftsleiters Jens Herbert erhöht: An normalen Tagen testen zwischen vier und sechs Ehrenamtliche 140 bis 150 Personen in sechs Stunden, am Ostersamstag hätten 12 Ehrenamtliche in fünf Stunden 234 Personen getestet.
- Der Server des Landratsamts, über den die EDV für das Testzentrum koordiniert wird, habe sich in der ersten Stunde nach Start der Tests aufgehängt. „Wir konnten keine Anmeldungen mehr prüfen, sondern haben jeden getestet, der sich gemeldet hat", sagt der stellvertretende Bereitschaftsleiter. Die Getesteten haben ihr Ergebnis vorübergehend telefonisch erhalten. Die Mailbestätigung sei mittags rausgegangen. Nach Auskunft von Jens Herbert hatten auch weitere Testzentren dasselbe vorübergehende technische Problem. Für die DRK-Ehrenamtlichen habe es eine Stunde Mehrarbeit bedeutet, bis auch für sie Ostern beginnen konnte. „Wir mussten jeden Test noch mal in die Hand nehmen und nachträglich im Computer ins System einpflegen."
Quelle: Schorndorfer Nachrichten (ZVW) vom 06. April 2021