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"Es gibt nichts, das es nicht gibt"
"Rausverkauf" bei der Schorndorfer DRK-Kleiderstube/Babykleidung und Friesennerze gefragt / Keine einfache Zeit mit Corona
Schorndorf.
"Bei uns kann man sich sogar auf die Hochzeit vorbereiten", sagt Birgit Kralisch und lacht herzhaft. Die Leiterin der DRK-Kleiderstube in Schorndorf zeigt auf die TShirts und Sportbeutel für den Junggesellenabschied und die aufgereihten, gut in durchsichtiger Folie verpackten Hochzeitskleider. An diesem Samstag läuft bei der Kleiderstube alles unter einem Stichwort: "Rausverkauf". Hinter dem Gebäude in der Lortzingstraße - teils unter freiem Himmel - ist alles aufgestellt. "Wir haben gut zwei Tage für den Aufbau gebraucht. Aber es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht", erzählt Birgit Kralisch. Unterstützt von etwa 13 ehrenamtlichen Helfern, die sich zum Teil in Schichten die Arbeit aufteilten, seien die Vorbereitungen rund gelaufen. "Wir mussten ja auch an ein Hygienekonzept denken", wirft Kralisch ein und zeigt auf den markierten Ein- und Ausgang, die Pfeile auf dem Boden und den ausreichend vorhandenen Abstand. Am Eingang werden Wertmarken verteilt - 50 sind aneinandergeheftet. Sind diese verbraucht, wird der Einlass vorerst gestoppt. Auch Desinfektionsmittel steht bereit. Einfach seien die vergangenen Wochen nicht gewesen, gibt die Leiterin der DRK-Kleiderstube zu: "Wir hatten gut drei Monate geschlossen." Froh sei sie zwar, dass man seit Juni wieder öffnen könne (immer freitags von 14 bis 16 Uhr), aber hier und da gebe es durch die Coronavirus-Pandemie immer noch Einschränkungen.
Beim "Rausverkauf" wird durch Vielfalt gepunktet
Kralisch: "Beispielsweise bei der Kleiderabgabe - wir müssen das sieben Tage liegenlassen, bis wir es sichten können. Das sorgt natürlich für Verzug. Außerdem muss ich bestimmte Neuwaren der Sponsoren abnehmen - sonst bekommen wir nichts mehr." In der Kleiderstube an sich laufe es "vorbildlich": Maximal zwei Personen dürfen in die Räume. "Da hält man sich dran Desinfektionsmittel haben wir, Mundschutz muss natürlich getragen werden." Einzig und allein: "Es ist alles eine Kostenfrage bei den Hygienemaßnahmen. Corona ist teuer."
Die Kleiderstube hat längst nicht mehr den Ruf, nur für Bedürftige oder Obdachlose da zu sein. Sie ist eine Fundgrube für kostenbewusste Menschen und Schnäppchenjäger, aber auch für echte Individualisten in Sachen Outfit. "Bei uns sind alle willkommen", betont die Leiterin der Kleiderstube. "Alleinerziehende ebenso wie Ältere, die von Altersarmut betroffen sind, Obdachlose und Geringverdiener ebenso wie Schnäppchenjäger oder Modebewusste."
Wer zum "Rausverkauf" an diesem Tag kommt, findet vom eleganten Abendkleid über Pullover, T-Shirts, Schuhe bis hin zu Babykleidung auch Kinderspielzeug, Nuckelfläschchen, Schlafsäcke oder Handtaschen. Einige Neugierige und Kauflustige hätten schon vor der Öffnung um 11 Uhr am Eingang gestanden, wird berichtet. "Wir punkten durch Vielfalt. Es gibt nichts, was es nicht gibt", so Kralisch.
Auf einem Ständer sind gelbe und blaue Friesennerze - in allen Größen - aufgereiht. "Eine Freundin von mir sagte letztens noch, Friesennerze finde man nirgends mehr zu einem günstigen Preis - nicht mal im Norden. Und nun komme ich her - und hier hängen sie", eine junge Frau ist gerade dabei ein Handyfoto zu machen, um es ihrer Freundin zu senden. Sie möchte warten, ob sie eine Antwort bekommt, denn dann "schlägt sie zu" und nimmt einen dieser Friesennerze gleich mit.
Rund 90 Prozent der Kleidung sei Neuware, berichtet Birgit Kralisch. Der Rest sei gebraucht oder einfach gespendet. "Ich wollte einfach nur mal etwas stöbern und bin fündig geworden", so Klara Diehtker aus Schorndorf. Drei T-Shirts - blau, gelb und grau - hat sie sich herausgesucht, ebenso wie einen Sportbeutel. Während eine junge Mutter die unterschiedlichsten Bodys für Babys begutachtet, steht Birgit Kralisch einer älteren Dame hilfreich zur Seite: "Ist Ihnen das weiße T-Shirt nicht zu groß? Wollen wir mal zusammen schauen?" Schnell ist die passende Größe gefunden und die ältere Dame glücklich.
"Schau mal Opa, ein kleiner Puppenwagen" - Amelie hat für Kleidung nicht viel übrig. Die fast Fünfjährige ist mit ihrem kleineren Bruder, dem Opa und der Mama zum "Rausverkauf" gekommen. "Irgendwas findet man ja immer", sagt die Mama mit einem breiten Lächeln im Gesicht, das trotz Mund-Nasenschutzmaske erkennbar ist. In der Hand hält sie bereits eine Kinderhose und zwei Pullis. Und sie ist sich fast sicher, dass ihr Töchterchen Amelie "auch noch einen Wunsch hat". Fleißig werden Schuhe anprobiert - vorhanden sind kleine und große, bunte und legere, ebenso wie elegante und sportliche. "Schade, diese hier sind nicht in meiner Größe da", bedauert eine Schorndorferin und zeigt auf bunte Turnschuhe. Sie zuckt mit den Schultern: "Na macht nichts, ich schaue weiter."
Vom Ständer mit den vielen Polo- und T-Shirts tönt lautes Gelächter. Eine Mutter mit ihren zwei Töchtern amüsiert sich über die lustigen Aufschriften: "Ich höre nur Mimimimi"; "Keine Zeit! Der Garten ruft!"; "Finger weg! Ich habe eine verrückte Freundin und keine Angst sie einzusetzen" oder einfach nur "Läuft". Fündig wird jede von den Dreien: "Da ist für jede und jeden etwas dabei." Vieles ist an diesem Tage verkauft worden - zur Freude der DRK-Mitarbeiter - gespendet wurde ebenso. Die Einnahmen fließen in die ehrenamtliche Arbeit des Roten Kreuzes Schorndorf und gehen an das Projekt Herzenssache des SWR.
Quelle: Schorndorf Nachrichten, Nummer 159 vom 13.07.2020